Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV): Definition, Berechnung & Beispiele

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Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV): Definition, Berechnung & Beispiele

Das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) gehört zu den Kennzahlen zur Beurteilung des Börsenwerts einer Aktiengesellschaft. Gerade in der Theorie des Value Investings spielt das KBV eine wichtige Rolle. Wenn du mehr zum KBV erfahren möchtest, findest du hier viel relevantes Hintergrundwissen und eine Beispielrechnung, die den Umgang mit der Kennzahl verdeutlicht.

Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV): Definition

Das KBV errechnet sich aus dem Verhältnis des Kurses pro Aktie zum Buchwert je Aktie. Diese substanzorientierte Kennzahl ziehst du heran, um den Börsenwert eines Unternehmens besser beurteilen zu können. Dabei findet nur der in der Bilanz ausgewiesene Buchwert Berücksichtigung. Das bedeutet, dass stille Reserven und stille Lasten nicht berücksichtigt sind. Das schränkt die Aussagekraft zum Beispiel bei Immobilien- und Beteiligungsgesellschaften ein.

Was ist Value Investing?

Um die Bedeutung des KBV verstehen zu können, solltest du dich mit den Grundzügen des Value Investings vertraut machen. Das Value Investing bezeichnen wir auch als wertorientierte Form der Anlage. Bei dieser Anlagestrategie zielst du vor allem auf den realwirtschaftlichen Gegenwert der Anlagen ab. Diesen Wert bezeichnet man auch als inneren Wert oder im Englischen als „intrinsic value“. Letztlich bist du dabei am Verhältnis von Preis zum Wert des Unternehmens interessiert. Anders als bei der technischen Analyse steht hier nicht die bisherige Entwicklung des Marktpreises bzw. des Kurses im Vordergrund, sondern ein fundamentalanalytischer Ansatz.

Grundsätzlich trifft die Theorie des Value Investings dabei die folgende Aussage: Je niedriger das KBV ist, desto preiswerter ist die Aktie. Als Anleger sollst du dich dieser Theorie folgend also vor allem an solche Unternehmen halten, deren Buchwerte im Verhältnis zum Kurs sehr hoch ausfallen. Dadurch verringert sich das KBV.

Den Überlegungen zum KBV liegt die Annahme zugrunde, dass der faire Wert und der Buchwert in etwa gleich hoch sein sollten. In der Praxis musst du berücksichtigen, dass es möglich ist, dass der Buchwert vom fairen Wert abweicht. Davon hängt ab, wie aussagekräftig das KBV tatsächlich sein kann.

KBV-Beispiel 1

Das KBV zu berechnen ist nicht schwierig. Du benötigst nur den aktuellen Kurs pro Aktie und musst dann wissen, welchen Buchwert pro Aktie du in die Formel einsetzt. Den erforderlichen Wert für den Kurs pro Aktie erhältst du, indem du die Marktkapitalisierung des Unternehmens nimmst und diese durch die Anzahl der Aktien teilst. Weist das Unternehmen zum Beispiel eine Marktkapitalisierung von 10 Millionen Euro bei 100.000 Aktien auf, liegt der Kurs pro Aktie bei 100 Euro.

Danach benötigst du noch den Wert für den Buchwert pro Aktie. Hierfür kannst du einfach das Eigenkapital des Unternehmens heranziehen. Beträgt das Eigenkapital 5 Millionen Euro, entspricht das einem Buchwert pro Aktie von 50 Euro (5.000.000 Euro / 100.000 Aktien).

Nun kannst du das KBV ermitteln, indem du den Kurs pro Aktie von 100 Euro durch den Buchwert pro Aktie von 50 Euro teilst. Du erhältst ein KBV von 2.

Die Berechnung selbst ist also nicht schwierig, es stellt sich jedoch die Frage, wo du die erforderlichen Daten erhältst. Für das Eigenkapital ist es zum Beispiel üblich, den Wert zu nehmen, den das Unternehmen im letzten Quartalsbericht veröffentlicht hat. Häufig liest du in diesem Zusammenhang den Zusatz MRQ bei entsprechenden Berechnungen. Das bedeutet nichts weiter, als dass der Analyst das „most recent quarter“ für die Ermittlung des Eigenkapitals verwendet hat. Da Börsenunternehmen diese Quartalsberichte immer veröffentlichen müssen, kann tatsächlich jeder anhand der öffentlich zugänglichen Daten die Berechnung vornehmen.

Zur Berechnung: Natürlich ist es nicht erforderlich, jeweils den Preis pro Aktie für die Ermittlung des KBV zu verwenden. Welche Zahlen hier einfacher zu rechnen sind, hängt immer davon ab, in welcher Form die Daten vorliegen. Du kannst auch einfach die gesamte Marktkapitalisierung durch das Eigenkapital teilen. Das ändert am Ergebnis nichts.

KBV-Beispiel 2: Andere Berechnung des Eigenkapitals

In unserem zweiten Beispiel handelt es sich um ein Unternehmen mit einem Vermögen von 40 Millionen Euro und 20 Millionen Euro Schulden. Wenn wir wieder das Eigenkapital als Buchwert heranziehen, erhalten wir einen Buchwert von 20 Millionen Euro (40 Millionen Euro Vermögen minus 20 Millionen Euro Schulden). Die Marktkapitalisierung nehmen wir in diesem Beispiel mit einem Wert von 10 Millionen Euro an. Daraus ergibt sich ein KBV von 0,5 (10 Millionen durch 20 Millionen Euro).

Im ersten Beispiel haben wir die Berechnung pro Aktie vorgenommen, im zweiten Beispiel haben wir jeweils den Gesamtwert aller Aktien herangezogen. Doch welche Aussagen lassen sich jetzt in Bezug auf das jeweilige KBV treffen?

Im ersten Beispiel liegt das KBV bei 2,0 und deutet damit auf eine Überbewertung des Unternehmens hin. Im zweiten Beispiel ist es umgekehrt, das KBV deutet darauf hin, dass die Aktie unterbewertet sein könnte. Wenn du dem Ansatz des Value Investings folgst, solltest du also eher das Unternehmen im Beispiel 2 kaufen als das Unternehmen in Beispiel 1.

Besonders nützlich ist das KBV bei sogenannten Substanzunternehmen. Das sind Unternehmen, deren Positionen gut messbar sind. Rohstoffe zum Beispiel lassen sich gut ermitteln und mit einem Preis versehen. Bei Technologieunternehmen hingegen sind häufig gerade die Patente besonders wertvoll, die jedoch nicht so leicht erfassbar sind wie die Positionen in Substanzunternehmen. Ein guter Analyst muss daher entscheiden, ob ihm das KBV für die Beurteilung der Aktie ausreicht oder nicht.