Lock-up-Frist: Definition, Erklärung & Beispiel

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Lock-up-Frist: Definition, Erklärung & Beispiel

Nur wenige Finanzbegriffe haben eine derart hohe mediale Präsenz in der Börsenberichterstattung wie die Lock-up-Frist. Jahr für Jahr gehen zahlreiche neue Unternehmen im In- und Ausland an die Börse. Vor allem in den USA werden die Börsengänge junger, meist technologieorientierter Unternehmen von einem großen Medienrummel begleitet. Einer der am häufigsten im Zusammenhang mit einem Börsengang gehörten Begriffe ist die Lock-up-Frist. Sie gehört sozusagen zum Grundwortschatz jedes Börsianers. Wenn du dein Geld an der Börse anlegst oder dies für die Zukunft vorhast, solltest du unbedingt wissen, was eine Lock-up-Frist ist und welche Auswirkungen sie auf den Börsenkurs einer Aktiengesellschaft haben kann.

Was ist eine Lock-up-Frist?

Bei einer Lock-up-Frist (auch Lock-up-Periode genannt) handelt es sich um eine Sperrfrist auf dem Aktienmarkt, innerhalb der Aktionäre ihre Aktien nicht an der Börse oder außerbörslich veräußern dürfen. Wie der englische Begriff bereits nahelegt, sind die Aktionäre für einen gewissen Zeitraum im Besitz ihrer Aktien „gefangen“. Lock-up-Fristen kommen in der Praxis vor allem im Zusammenhang mit Börsengängen zur Anwendung. Eine Lock-up-Frist im Rahmen eines Börsengangs (Initial Public Offering, oder kurz „IPO“) bedeutet demnach, dass die Altaktionäre erst nach einem festgelegten Zeitraum nach dem IPO ihre Aktien verkaufen dürfen. Die Lock-up-Frist beträgt nach einem Börsengang an einer deutschen Börse je nach Marktsegment, in dem die Aktiengesellschaft gehandelt wird, zwischen sechs und 18 Monaten.

Warum gibt es Lock-up-Fristen?

Wie andere gesetzliche Sperrfristen dient auch die Lock-up-Frist dem Anleger- und Gläubigerschutz. Der primäre Zweck der Lock-up-Frist ist es, kurzfristige Gewinnmitnahmen durch die Altaktionäre zu verhindern. Mit einer Lock-up-Frist im Zusammenhang mit einem Börsengang soll somit ein kursstabilisierender Effekt erzielt und das Vertrauen von Anlegern in ein neues Unternehmen auf dem Börsenparkett gestärkt werden.

Ohne eine Lock-up-Frist würde es in den Stunden bzw. Tagen nach einem IPO möglicherweise zu massiven Kursverlusten bzw. -schwankungen kommen. Gäbe es keine Sperrfrist für die Altaktionäre, würden diese in vielen Fällen einen hohen Ausgabekurs bei einem Börsengang dazu nutzen, ihre Aktien möglichst schnell zu verkaufen. Die Folge wäre ein starker Rückgang des Aktienkurses des frisch an die Börse gekommenen Unternehmens. Dies würde wiederum das Vertrauen neuer Anleger in den Börsenneuling erschüttern. Ohne das Vorhandensein von Lock-up-Fristen würden sich wahrscheinlich nur wenige Anleger trauen, die Aktien eines neu an der Börse gehandelten Unternehmens direkt zum IPO zu kaufen.

Für wen gelten Lock-up-Fristen?

Lock-up-Fristen gelten nur für Aktionäre, die ihre Aktien nicht durch eigene Wertpapierorders im Börsenhandel erworben haben. Wenn du sofort nach dem Börsengang einer Aktiengesellschaft deren Aktien im gewöhnlichen Handel erwirbst, unterliegst du keiner Lock-up-Frist und kannst jederzeit frei über deine Anteile verfügen.

Was passiert nach der Lock-up-Frist?

Nach Ablauf der Lock-up-Frist, also in vielen Fällen nach sechs Monaten, können die Altaktionäre ihre Aktienbestände veräußern. Nach dem Ende der Lock-up-Frist muss bei Aktiengesellschaften folglich mit fallenden Kursen an der Börse gerechnet werden. In Studien wurde festgestellt, dass in der Börsenpraxis tatsächlich viele Altaktionäre das Ende der Sperrfrist nutzen, um Aktien aus ihren Beständen zu verkaufen. Diese Studien kamen zum Schluss, dass Unternehmen für einen gewissen Zeitraum nach dem Ende der Lock-up-Frist eine deutlich schlechtere Kursentwicklung aufweisen als der Gesamtmarkt.

Ein Beispiel für eine Lock-up-Frist

Die XYZ AG ist am 1. März 2021 an die Börse gegangen. Die Lock-up-Frist soll sechs Monate betragen. Das bedeutet, dass bis zum 1. September 2021 eine Sperrfrist besteht, in der Altaktionäre keine Aktien veräußern dürfen. Erst danach können die Altaktionäre ihre Aktienbestände verkaufen. Wie im letzten Abschnitt dargestellt, können Anleger den Ablauf der Lock-up-Periode nutzen, um Aktien des Unternehmens zu möglicherweise niedrigeren Kursen zu kaufen. Aktienprofis beobachten die Kursschwankungen nach dem Ende der Sperrfrist genau, um den passenden Zeitpunkt für den Einstieg in ein Unternehmen zu erwischen.

Zusammenfassung

Die Lock-up-Frist hat eine große Bedeutung für den Aktienkurs einer neu an der Börse gehandelten Aktiengesellschaft. Sie stellt sicher, dass es in den ersten Wochen und Monaten nicht zum Verkauf größerer Aktienpakete durch Altaktionäre kommt und folglich der Aktienkurs der Gesellschaft unter Druck gerät. Nach dem Ablauf der Lock-up-Frist kommt es in der Praxis jedoch häufig zu starken Kursausschlägen. Während Altaktionäre oftmals die erstbeste Gelegenheit nutzen, um mit ihren Aktien Kasse zu machen, bieten sich nach dem Ende des Lock-ups für versierte Anleger Chancen, Aktien zu vergünstigten Kursen zu erwerben.