Weighted Moving Average (WMA): Erklärung, Strategien & Interpretation

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Weighted Moving Average (WMA): Erklärung, Strategien & Interpretation

Der Weighted Moving Average (auf Deutsch „gewichteter gleitender Durchschnitt“ genannt) ist einer der wichtigsten technischen Indikatoren in der Chartanalyse. Neben dem einfachen und dem exponentionellen gleitenden Durchschnitt ist der gewichtete gleitende Durchschnitt eine von drei Varianten, um den durchschnittlichen Kurs von Wertpapieren über einen bestimmten Zeitraum zu berechnen. Diese Durchschnittskurse werden in der Börsenpraxis dazu verwendet, um Trendbewegungen von Wertpapieren zu erkennen und auf deren Basis Handelssignale zu generieren. Sowohl für Profi- als auch für Amateur-Trader gehört der Weighted Moving Average deshalb zum Basis-Knowhow.

Definition des Weighted Moving Average

Im Unterschied zum einfachen gleitenden Durchschnitt (Simple Moving Average), bei dem alle verwendeten Datenpunkte gleich gewichtet sind, werden beim gewichteten gleitenden Durchschnitt (Weighted Moving Average) allen Datenpunkten unterschiedliche Gewichtungen zugewiesen. Wie alle gleitenden Durchschnitte wird auch der WMA dazu verwendet, Auf- und Abwärtstrends in Märkten darzustellen. Durch die Verwendung des WMA werden kurzzeitige Kursfluktuationen geglättet, sodass vorherrschende Markttrends einfacher zu erkennen sind.

Berechnung des Weighted Moving Average

Bei der Berechnung des Weighted Moving Average werden die jüngsten Datenpunkte stärker gewichtet, während die Datenpunkte der Vergangenheit weniger stark gewichtet werden. Die Summe der Gewichtung der einzelnen Datenpunkt sollte selbstverständlich 1 bzw. 100 Prozent ergeben.

Die allgemeine Formel für den Weighted Moving Average lautet wie folgt:

WMA = [(Preis 1 x n) + (Preis 2 x (n-1)) + … + Preis n] / [(n x (n+1)) / 2]

n ist die Anzahl der Datenpunkte

Da diese Formel zugegebenermaßen auf den ersten Blick etwas verwirrend aussieht, lässt sich die Berechnung des Weighted Moving Average leichter anhand eines praktischen Beispiels in drei Schritten nachvollziehen:

Schritt 1: Lege den Zeitraum für die Berechnung des WMA fest

Was den Zeitraum des Weighted Moving Average angeht, den du deiner Berechnung zugrunde legen willst, genießt du völlige Freiheit. Ob du einen Zeitraum von 2, 10, 50, 100 oder sogar 200 Tagen als Grundlage deiner WMA-Berechnung verwenden möchtest, bleibt vollkommen dir überlassen. Der Einfachheit halber wird der Berechnung im vorliegenden Beispiel ein Zeitraum von 5 Tagen zugrunde gelegt.

Schritt 2: Bestimme die Gewichtung der einzelnen Datenpunkte

Auf Basis des Berechnungszeitraums kannst du im zweiten Schritt die Gewichtung der einzelnen Datenpunkte bestimmen. Bei der Bestimmung der Gewichtung musst du die beiden Grundvoraussetzungen des WMA einhalten: Erstens, jüngere Datenpunkte werden stärker gewichtet als ältere. Und zweitens, die Summe der Gewichtung aller Datenpunkte muss 100 Prozent ergeben.

Da im vorliegenden Beispiel die Berechnung auf einem Zeitraum von 5 Tagen basiert, ergeben sich folgende Gewichtungen:

Tag 5: 5/15 (33,3%)

Tag 4: 4/15 (26,7%)

Tag 3: 3/15 (20,0%)

Tag 2: 2/15 (13,3%)

Tag 1: 1/15 (6,7%)

Schritt 3: Multipliziere die Datenpunkte mit den Gewichtungen

Im dritten Schritt kannst Du die einzelnen Datenpunkte mit ihren entsprechenden Gewichtungen multiplizieren. Die nachfolgende Tabelle zeigt das Ergebnis:

Datum Schlusskurs Gewichtung Gewichteter Durchschnitt
Tag 1 100 1/15 6,67
Tag 2 98 2/15 13,07
Tag 3 97 3/15 19,40
Tag 4 102 4/15 27,20
Tag 5 105 5/15 35,00

Die Summe des gewichteten gleitenden Durchschnitts beträgt im vorliegenden Beispiel somit 101,34.

Interpretation des Weighted Moving Average

Die Interpretation des Weighted Moving Average ist der des Simple Moving Average sehr ähnlich. Mit dem WMA lassen sich ebenso Trendrichtungen bestimmen sowie Kauf- und Verkaufssignale generieren. Bewegt sich der Kurs oberhalb eines steigenden gleitenden Durchschnitts, befindet sich der Markt in einem Aufwärtstrend. Liegt der Preis hingegen unterhalb eines fallenden gleitenden Durchschnitts, handelt es sich um einen Abwärtstrend. Kreuzungspunkte des Kurses und des gleitenden Durchschnitts stellen potentielle Kauf- und Verkaufssignale dar. Wenn der Kurs eines Wertpapiers unter den WMA fällt, kann das ein Signal zum Verkauf sein. Wenn der Kurs hingegen über den WMA steigt, ist dies ein Hinweis zum Kauf.

Gleitende Durchschnitte können auch Unterstützungs- und Widerstandsbereiche anzeigen. Ein steigender WMA neigt dazu, die Kursbewegung zu unterstützen, während ein fallender WMA dazu neigt, der Kursbewegung Widerstand zu leisten. Diese Beobachtungen verstärken die Interpretation, zu kaufen, wenn der Kurs in der Nähe eines steigenden WMA ist, bzw. zu verkaufen, wenn der Kurs in der Nähe eines fallenden WMA ist.

Strategien mit dem Weighted Moving Average

Wie alle Gleitenden Durchschnitte ist auch das WMA ein sogenannter Trendfolgeindikator. Das bedeutet, dass er Kurstrends immer hinterherhinkt. In der täglichen Handelspraxis an der Börse äußert sich dies dadurch, dass die durch das WMA generierten Kauf- und Verkaufssignale mit einem gewissen zeitlichen Verzug eintreten. Abhängig von dem dem WMA zugrunde gelegten Zeitraum kann ein Aufwärts- oder Abwärtstrend bereits in vollem Gange sein, bevor der WMA ein Handelssignal generiert. Generell sind gleitende Durchschnitte, einschließlich des WMA, nicht dazu gedacht, einen Kauf bzw. Verkauf exakt am unteren bzw. oberen Schnittpunkt von Kurs und WMA zu identifizieren. Der WMA als Variante eines gleitenden Durchschnitts bestätigt vielmehr, dass dein Handel in der allgemeinen Richtung eines Aufwärts- oder Abwärtstrends liegt. Berücksichtige jedoch immer, dass der WMA ein zeitlich verzögertes Handelssignal auslöst. In der Praxis kann das dazu führen, dass du Wertpapiere in einer Aufwärtsbewegung zu spät kaufst und in einer Abwärtsbewegung zu spät verkaufst.

Unterschied zwischen dem Weighted Moving Average (WMA) und dem Single Moving Average (SMA)

Wie bereits einleitend erwähnt, liegt der Unterschied zwischen dem gewichteten und dem einfachen gleitenden Durchschnitt darin, dass beim WMA im Gegensatz zum SMA die einzelnen Datenpunkte gewichtet werden. Das führt in der Praxis dazu, dass das WMA im Allgemeinen empfindlicher auf Kursbewegungen reagiert als der SMA. Der WMA hat folglich eine kürzere Verzögerung auf Trendbewegungen als der SMA, weshalb du mit dem WMA Trends grundsätzlich früher erkennen kannst als mit dem SMA. Auf der anderen Seite liefert der WMA im Regelfall mehr Ausschläge als der SMA und generiert somit mehr Handelssignale.

Zusammenfassung zum Weighted Moving Average

Der Weighted Moving Average ist einer der bedeutendsten technischen Indikatoren und am weitverbreitetsten Trading-Signale in der Börsenpraxis. Die Beliebtheit des WMA gründet sich vor allem auf der leichten Verständlichkeit und der Einfachheit der Anwendung. In der Praxis sind die durch den Weighted Moving Average generierten Handelssignale jedoch mit einer gewissen Vorsicht zu genießen. Tradern sollten jederzeit bewusst sein, dass der WMA ein Trendfolgeindikator ist, dessen Signale möglicherweise zu spät kommen.