Marktkapitalisierung: Definition, Berechnung & Beispiele

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Marktkapitalisierung: Definition, Berechnung & Beispiele

Die Marktkapitalisierung ist der rechnerische Gesamtwert von an der Börse notierten Unternehmen. Wir sprechen auch von Börsenkapitalisierung oder einfach dem Börsenwert. Die Marktkapitalisierung hängt davon ab, wie viele Anteile des Unternehmens im Umlauf sind und was diese wert sind. Wenn du dich für die Börse interessierst und wissen möchtest, wie sich die Marktkapitalisierung errechnet, erhältst du hier das notwendige Hintergrundwissen.

Ein einfaches Beispiel zur Berechnung der Marktkapitalisierung

Das folgende grundlegende Rechenbeispiel veranschaulicht dir, wie die Berechnung der Marktkapitalisierung in der Praxis erfolgt. Für die Berechnung der Marktkapitalisierung sind immer zwei Werte erforderlich: die Anzahl der ausgegebenen Aktien und der Preis pro Aktie bzw. der Kurswert oder Börsenkurs.

Um die Marktkapitalisierung zu erhalten, multiplizierst du einfach die Anzahl der Aktien mit dem Preis. Möchte ein Unternehmen zum Beispiel 1.000.000 Aktien ausgeben und liegt der Preis pro Aktie bei 100 Euro, ergibt sich eine Marktkapitalisierung von 100.000.000 Euro.

Ein komplizierteres Beispiel zur Berechnung der Marktkapitalisierung

Das folgende Rechenbeispiel berücksichtigt die zusätzliche Information, dass das Unternehmen auch selbst Aktien hält. Diese Aktien befinden sich also im Eigenbestand des Unternehmens. Auch hier ist die Berechnung relativ einfach. Du musst nur die Aktien im Eigenbestand von der Zahl der emittierten Aktien abziehen, bevor die Multiplikation mit dem Börsenkurs pro Aktie erfolgt.

Gehen wir wieder von 1.000.000 Aktien aus, zu einem Preis von 100 Euro pro Aktie. In diesem Beispiel hält das Unternehmen 100.000 Aktien selbst. Wir ziehen diese von der Gesamtzahl ab und erhalten 900.000 Aktien, die wir mit 100 Euro multiplizieren. Es ergibt sich nun eine Marktkapitalisierung von 90.000.000 Euro. In diesem Rechenbeispiel fällt die Marktkapitalisierung also um 10.000.000 Euro geringer aus.

Nur Aktien im Streubesitz sind für die Marktkapitalisierung relevant

Eines solltest du bei der Berechnung der Marktkapitalisierung immer berücksichtigen: Die Ermittlung des Wertes bezieht sich nur auf Aktien, die sich im Streubesitz befinden. Großaktionäre bleiben bei der Berechnung also außen vor. Es ist daher typisch, dass Unternehmen mit einem hohen Anteil an Aktien im Streubesitz eine höhere Marktkapitalisierung aufweisen. Allgemein versteht man unter dem Streubesitz alle Aktien, die dem Börsenhandel zur Verfügung stehen. Hier bestehen zwischen den Märkten teilweise erhebliche Unterschiede. Für die USA ist zum Beispiel ein sehr hoher Streubesitz-Anteil typisch, während in Deutschland noch immer Großanleger relativ stark vertreten sind.

Die Marktkapitalisierung ist nie konstant

Mit jedem neuen Börsentag ergibt sich eine neue Marktkapitalisierung für jedes an der Börse gehandelte Unternehmen. Angebot und Nachfrage entscheiden darüber, wie sich der Kurs pro Aktie und damit die Marktkapitalisierung insgesamt entwickeln. Zieht die Nachfrage an und mehr Menschen möchten Aktien eines Unternehmens kaufen, steigt der Preis und damit auch die Marktkapitalisierung.

Welche Bedeutung hat die Marktkapitalisierung?

Die Marktkapitalisierung ist eine wichtige Größe, die sich vielfältig interpretieren lässt. Die Börsen nutzen die Marktkapitalisierung zum Beispiel für die Ermittlung der Gewichtung im Index. Jedes gelistete Unternehmen besitzt einen bestimmten Anteil am gesamten Wert des Index. Die Marktkapitalisierung ist daher nützlich für die Bestimmung der Indexgewichtung einzelner Aktien.

Da die Marktkapitalisierung vom Kurswert abhängig ist, der sich aus Angebot und Nachfrage ergibt, unterliegen Marktkapitalisierungen gewissen Schwankungen. Der Börsenkurs hängt nämlich wesentlich von den Erwartungen der Marktteilnehmer ab. Und diese Erwartungen können sich täglich oder sogar stündlich ändern. Weiterhin ergibt sich, dass die Marktkapitalisierung immer auch den zukünftig zu erwartenden Wert eines Unternehmens widerspiegelt. Auch ein kleines aber aufstrebendes Unternehmen mit guten Ideen kann eine hohe Marktkapitalisierung aufweisen, auch wenn die Umsätze oder die abgesetzten Stückzahlen aktuell noch gering sein sollten. Die Händler an der Börse trauen diesem Unternehmen dann für die Zukunft viel zu und erwarten zum Beispiel, das es Konkurrenten überflügeln wird.

Sind die Marktkapitalisierung und der Kaufpreis eines Unternehmens identisch?

Es ist möglich, dass die Marktkapitalisierung dem Kaufpreis eines Unternehmens entspricht, in der Praxis ist das jedoch in der Regel nicht der Fall. Für die Bestimmung des Kaufpreises gilt es nämlich viele weitere Faktoren zu berücksichtigen. Dazu gehört zum Beispiel die Fähigkeit von Großaktionären, Entscheidungen im Unternehmen zu beeinflussen. Hier ist auch von der Kontrollprämie die Rede. Zudem bezieht sich die Marktkapitalisierung immer nur auf den Preis der zuletzt gehandelten Aktie eines Unternehmens und damit auf einen Grenzpreis. Der Kaufpreis kann hiervon abweichen.

Möchte jemand ein Unternehmen kaufen, ist daher im Vorfeld eine eingehende Unternehmensbewertung erforderlich. Diese kann je nach Größe des Unternehmens sehr aufwendig sein. Die Marktkapitalisierung ziehen die Bewertungsprofis heran, um ihre ermittelten Ergebnisse zu plausibilisieren. Für die Ermittlung des Kaufpreises eines Unternehmens kann die Marktkapitalisierung also als eine Art Richtwert dienen.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die Betrachtung des Streubesitz-Anteils. Unternehmen mit wenig Streubesitz weisen eine geringere Marktkapitalisierung auf. Bei einem Übernahmeangebot müssen aber Aktien, die sich zum Beispiel in Familienbesitz befinden, ebenfalls Berücksichtigung finden. Aus diesem Grund liegen Übernahmeangebote häufig deutlich über der Marktkapitalisierung. Das bedeutet deshalb aber noch lange nicht, dass der Käufer zu teuer erwirbt.

Die Einstufung von Unternehmen erfolgt anhand der Marktkapitalisierung

In der Börsensprache ist die Einteilung von Unternehmen in Small Caps, Mid Caps und Large Caps üblich. Das hilft bei der Orientierung. Bei Small Caps handelt es sich um Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung zwischen 500 Millionen und 2 Milliarden US-Dollar. Mid Caps weisen eine Marktkapitalisierung zwischen 2 Milliarden und 10 Milliarden US-Dollar auf. Besitzt ein Unternehmen eine Marktkapitalisierung oberhalb von 10 Milliarden US-Dollar, sprechen wir von einem Large Cap oder Blue Chip.

In Deutschland handeln wir Large Caps im DAX. Hier sind die größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland zu finden. Die Mid Caps findest du im MDAX. Hier sind vor allem die mittelständischen Unternehmen vertreten. Die Small Caps wiederum sind im SDAX oder – bei Technologiewerten – im TECDAX gelistet.

Für die Käufer und Verkäufer von Aktien ist diese Einteilung sehr wichtig. Bei großen Unternehmen mit einer hohen Marktkapitalisierung ist nämlich davon auszugehen, dass sie in der Zukunft ein eher langsames Wachstum zeigen. Das liegt daran, dass die stärksten Wachstumsphasen bereits in der Vergangenheit dieser entwickelten Unternehmen liegen. Mid Caps und Small Caps hingegen zeigen üblicherweise ein stärkeres Wachstum. Solche Faktoren sind wichtig, wenn du dein Geld investieren und dich für Unternehmen entscheiden möchtest, die zu deinem Portfolio passen.