Aktiensplit: Definition, Beispiel & Erklärung

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Aktiensplit: Definition, Beispiel & Erklärung

Aktiengesellschaften können auf der Hauptversammlung die Teilung der ausgegebenen Aktien beschließen. Durch den Aktiensplit, auf Englisch als forward stock split bezeichnet, wandelt die Gesellschaft die bestehenden Aktien in eine größere Anzahl Aktien mit einem geringeren Nennwert um. Dadurch sinkt der Aktienkurs, wodurch das Wertpapier für Kleinanleger interessanter wird. Sowohl das Grundkapital der Aktiengesellschaft als auch das Anlagekapital der Aktionäre bleibt bei einem Aktiensplit gleich hoch. Es erhöht sich nur die Anzahl der Aktien im Depot. Das Gegenteil eines Aktiensplits ist die Aktienzusammenlegung, auch als reverse stock split bezeichnet. Nach der Zusammenlegung hat ein Anleger weniger Aktien im Bestand, während sein angelegtes Kapital sich nicht verändert.

Wer plant einen Aktiensplit?

Ein Aktiensplit wird von der Aktiengesellschaft selbst geplant, häufig in Absprache mit Banken und Finanzexperten. Allerdings darf der Vorstand die Aufteilung der Aktien nicht im Alleingang beschließen. Die Aktionäre müssen immer zustimmen. Daher stellt ein Antrag auf einen Aktiensplit einen Extrapunkt auf der Tagesordnung der nächsten Hauptversammlung dar. Die einfache Mehrheit der Hauptversammlung muss dem Antrag zustimmen, bevor die Aktien gesplittet werden dürfen.

Wie verändert sich der Aktienkurs nach einem Aktiensplit?

Bei einem Börsengang teilen Unternehmen ihr Grundkapital in eine bestimmte Anzahl an Aktien auf. Je erfolgreicher die Gesellschaft ist, umso höher fällt in der Regel die Dividende für die Aktionäre aus. Dadurch wird das Papier für immer mehr Investoren interessant. Je gefragter die Aktien bei den Anlegern sind, umso höher steigt der Aktienkurs. Ein zu hoher Kurs schreckt aber viele Kleinanleger ab, die nur verhältnismäßig geringe Beträge in Aktien investieren können.

Ein Beispiel für erfolgreiche Aktien ist das Unternehmen des amerikanischen Investors Warren Buffett. Eine A-Aktie seiner Gesellschaft Berkshire Hathaway kostet mehr als 300.000,00 USD. Der Preis ist für die meisten Investoren viel zu hoch, sodass sich nur ein kleiner Kreis von Aktionären für das Wertpapier interessiert. Daher gibt die Gesellschaft auch B-Aktien mit einem Kurs von circa 200,00 Euro aus. Dadurch können sich Kleinanleger ebenfalls an dem erfolgreichen Unternehmen beteiligen.

Auch einige deutsche Betriebe, wie Puma oder Deutsche Balaton, haben sich in den letzten Jahren zu einem Aktiensplit entschieden, um den Aktienkurs zu senken. So wurden im April 2019 aus einer Puma-Aktie zehn Aktien, weil sich das Unternehmen zu einem Aktiensplit im Verhältnis von 1:10 entschieden hat. Der Kurs der Puma-Aktie lag vor dem Split bei 540,00 Euro. Nach dem Aktiensplit hat sich der Kurs wie folgt verändert:

  • 540 € : 10 = 54 €

Statt 540,00 Euro mussten Investoren nur noch 54,00 Euro für eine Puma-Aktie bezahlen, wodurch die Anzahl der Aktienkäufe gestiegen ist. Für die Anleger ist es wichtig, zu wissen, dass sich ihr angelegtes Kapital durch den Aktiensplit nicht verändert!

Was passiert mit meinen Aktien?

Jedes Unternehmen kann selbst entscheiden, in welchem Verhältnis ein Aktiensplit durchgeführt werden soll. Während sich die Puma AG aus unserem Rechenbeispiel für das Tauschverhältnis von 1:10 entschieden hat, wählen andere Betriebe ein Umtauschverhältnis von 1:2, 1:5, 1:25 oder sogar 1:100.

So kann sich dein Depot verändern, wenn du beispielsweise 25 Aktien eines Unternehmens gekauft hast, das einen Aktiensplit durchführt:

alter Aktienbestand Umtauschverhältnis neuer Aktienbestand
25 1:2 50
25 1:5 125
25 1:25 625
25 1:100 2.500

Gleichzeitig ändert sich der Kurs für eine Aktie entsprechend dem Umtauschverhältnis:

alter Aktienkurs Umtauschverhältnis neuer Aktienkurs
100 € 1:2 50 €
100 € 1:5 20 €
100 € 1:25 4 €
100 € 1:100 1 €

Wenn du für die 25 Aktien in deinem Bestand einen Preis von 100,00 Euro pro Aktie bezahlt hast, hast du insgesamt 2.500,00 Euro investiert. Auch nach dem Aktiensplit beträgt dein Anlagekapital weiterhin 2.500,00 Euro, wie die nachfolgende Rechnung beweist:

Umtauschverhältnis alter Bestand neue Anzahl Aktien neuer Aktienkurs neuer Bestand
1:2 25 x 100 € = 2.500 € 50 50 € 50 x 50 € = 2.500 €
1:5 25 x 100 € = 2.500 € 125 20 € 125 x 20 € = 2.500 €
1:25 25 x 100 € = 2.500 € 625 4 € 625 x 4 € = 2.500 €
1:100 25 x 100 € = 2.500 € 2.500 1 € 2.500 x 1 € = 2.500 €

Ein Aktiensplit sorgt also nur dafür, dass der Preis einer Aktie geringer wird. Am Kapital der Aktionäre ändert sich nichts, weshalb der Split in der Regel von der Hauptversammlung genehmigt wird. Viele Depotbanken buchen die sogenannten Split-Stücke am Ex-Tag, also am Tag des Aktiensplits, in die Depots der Kunden ein. Bei anderen Banken erfolgt die Einbuchung 1–2 Werktage nach dem Beschluss der Hauptversammlung.

Wie erfahre ich von einem Aktiensplit?

Die Aktiengesellschaften informieren in der Tagesordnung der Hauptversammlung und auf ihrer Homepage über die Aufteilung der Aktien. Im Depot ändern sich weder die Wertpapierkennnummer (WKN) noch die Internationale Wertpapierkennnummer (ISIN). Da es sich in der Regel um Globalurkunden handelt, bei denen eine große Anzahl von Aktien gebündelt wird, müssen die Papiere im Depot auch nicht ausgetauscht werden. Nur die Globalurkunden werden dem niedrigeren Nennwert der Aktien angepasst.

Die Aktionäre sehen aber in der Gesamtübersicht des Depots, dass sich die Anzahl der Aktien in ihrem Bestand erhöht hat. Ein Blick auf den Aktienkurs zeigt außerdem einen niedrigeren Kurs. Für Anleger ist es wichtig, zu wissen, dass der Aktiensplit keine steuerlichen Auswirkungen hat. Sollte in der nächsten Abrechnung trotzdem Abgeltungssteuer berechnet werden, können die Kontoinhaber der Steuerbelastung widersprechen und eine Gutschrift verlangen. Allerdings ändern sich die Anschaffungskosten für den Aktienkauf. Die Kosten werden auf die größere Anzahl an Aktien verteilt und verringern sich somit pro Stück.

Um eine Panik zu verhindern, werden die historischen Aktienkurse an den Split angepasst. Dadurch ist der Aktiensplit in den Wertpapiercharts nicht sofort zu erkennen. Es kommt auch nicht zu Massenverkäufen, weil die Anleger einen Kurseinbruch vermuten. Da es im Interesse der Aktiengesellschaften liegt, Verkäufe und Gerüchte zu vermeiden, wird ein Aktiensplit auch auf zahlreichen Finanzseiten im Internet und in den Medien bekannt gegeben.

Aktienzusammenlegung: Das Gegenteil eines Aktiensplits

Ein reverse stock split, reverse split oder stock split down, wie die Aktienzusammenlegung auch genannt wird, ist das Gegenteil eines Aktiensplits. Es handelt sich um eine Nennwerterhöhung von Aktien, die sehr niedrige Börsenkurse aufweisen. So notierte die Aktie der Commerzbank AG im Jahr 2013 bei nur noch 1,44 Euro. Um nicht zu einem sogenannten Pennystock zu werden, also zu einer Aktie mit einem Kurs von unter einem Euro, beschloss die Bank auf der Hauptversammlung die Aktienzusammenlegung im Verhältnis 10:1. Aus zehn Aktien wurde eine Aktie mit einem Kurs von 14,40 Euro. Auch bei einem reverse split bleibt das Anlagekapital der Investoren unverändert. Es verringert sich nur die Anzahl der Aktien im Depot.