Die Eigenkapitalquote (engl. equity ratio) ist eine der bedeutendsten betriebswirtschaftlichen Kennzahlen. Sie drückt das Verhältnis des Eigenkapitals zum Gesamtkapital eines Unternehmens aus.
Inhaltsübersicht:
Eigenkapitalquote: Formel
Die Eigenkapitalquote zu berechnen, ist in mathematischer Hinsicht sehr einfach. Dabei wird das Eigenkapital durch das Gesamtkapital (die Bilanzsumme) eines Unternehmens geteilt und mit 100 multipliziert.
Beträgt in einem Unternehmen beispielsweise das Eigenkapital 2 Millionen Euro bei einem Gesamtkapital von 10 Millionen Euro, so ergibt sich eine Eigenkapitalquote von 20%:
2.000.000 / 10.000.000 * 100 = 20%
Positionen des Eigenkapitals
Deutlich komplexer als die Berechnung der Eigenkapitalquote ist die Bestimmung der Bilanzpositionen, die in einem Unternehmen zum Eigenkapital gezählt werden. Unstrittig zählen gemäß Handelsgesetzbuch folgende Bestandteile zum Eigenkapital:
Das Gezeichnete Kapital: Es ist in der Regel der bedeutendste Bestandteil des Eigenkapitals. Das Gezeichnete Kapital ist jenes Kapital, auf das die Haftung der Gesellschafter einer Kapitalgesellschaft für Verbindlichkeiten der Gesellschaft beschränkt ist.
Die Kapitalrücklage: Sie ist eine gesetzlich vorgeschriebene Eigenkapitalposition, die beispielsweise gebildet wird, wenn Anteile über ihrem Nennwert ausgegeben werden (der Aufpreis wird in die Kapitalrücklage eingestellt).
Die Gewinnrücklage: Sie wird aus einbehaltenen Gewinnen eines Unternehmens gebildet.
Der Gewinn-/Verlustvortrag: Hierbei handelt es sich um den nicht verwendeten Teil des Bilanzgewinns aus dem Vorjahr.
Der Jahresüberschuss/-fehlbetrag: Dieser ist die sich aus der Gewinn- und Verlustrechnung ergebende Differenz von Erträgen und Aufwendungen im aktuellen Geschäftsjahr.
Neben diesen unzweifelhaft zum Eigenkapital zählenden Bilanzpositionen, gibt es eine Reihe weiterer Positionen, deren Zurechnung zum Eigenkapital in der Fachwelt höchst umstritten ist. Grundsätzlich sind laut deutschem und auch internationalem Rechnungswesen Unternehmen verpflichtet, alle ihnen zuzuschreibenden Vermögensposten zu aktivieren. Diese Aktivierungspflicht führt zwar zu einer Erhöhung des rechnerischen Eigenkapitals, bedeutet jedoch nicht automatisch, dass diese Vermögensposten auch in der Bilanzanalyse als Eigenkapital angesehen werden.
Vor allem die Zurechnung der nachfolgenden Vermögensposten ist allgemein umstritten:
Der Firmenwert: Gemäß Handelsgesetzbuch besteht für den derivativen Firmenwert eine bilanzielle Aktivierungspflicht. Der Firmenwert entsteht beim Erwerb eines Unternehmens, wenn der bezahlte Kaufpreis über dem tatsächlichen Reinvermögen des erworbenen Unternehmens liegt. In der bilanziellen Analyse der Kapitalstruktur eines Unternehmens wird der Firmenwert in der Regel nicht berücksichtigt, da immer begründete Zweifel bestehen, ob er jemals realisiert werden kann.
Die Forderungen an Gesellschafter: Sofern sie nicht zum ausstehenden Kapital zählen, werden Forderungen an die Gesellschafter des Unternehmens in der Regel vom Eigenkapital abgezogen.
Eigene Aktien: Der Erwerb eigener Aktien hat die bilanzielle Wirkung einer Kapitalherabsetzung, weshalb dieser vom Eigenkapital abgezogen werden muss.
Vorteile einer hohen Eigenkapitalquote
Eine hohe Eigenkapitalquote hat für Unternehmen eine Reihe von Vorteilen. Der wohl wichtigste Vorteil ist, dass eine hohe EK-Quote ein Unternehmen auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten „sturmfest“ macht. Das Risiko eines Unternehmens mit einer hohen Eigenkapitalquote in die Insolvenz zu geraten ist deutlich geringer als bei einem Unternehmen mit einer niedrigen EK-Quote. Das Eigenkapital dient in schlechten Geschäftsjahren als Verlustpuffer und verhindert eine drohende bilanzielle Überschuldung.
Der zweite bedeutende Vorteil einer hohen Eigenkapitalquote ist die bessere Finanzierungsfähigkeit des Unternehmens an den Kapitalmärkten. Unternehmen mit einer höheren Eigenkapitalquote wird grundsätzlich auch eine höhere Kreditwürdigkeit bescheinigt. Folglich kann sich das betreffende Unternehmen günstiger an den Kapitalmärkten finanzieren, da es bessere Konditionen für die Aufnahme von Fremdkapital erhält.
Der dritte Vorteil einer hohen EK-Quote ist die höhere Unabhängigkeit des Unternehmens von seinen Fremdkapitalgebern. Dieser Vorteil ist im Zusammenhang mit der eben genannten besseren Finanzierungsfähigkeit zu sehen. Ein Unternehmen mit einer geringeren Fremdkapitalquote ist in seiner Unternehmenspolitik weniger von den Vorstellungen und Vorgaben von Banken und sonstigen Fremdkapitalgebern abhängig als ein höher verschuldetes Unternehmen.
Nachteile einer hohen Eigenkapitalquote
Die im letzten Abschnitt genannten Vorteile einer hohen Eigenkapitalquote müssen Unternehmen gegen einen gewichtigen Nachteil abwägen. Eine hohe EK-Quote wirkt sich negativ auf die Rendite des Eigenkapitals aus, also die „Verzinsung“ des eingesetzten Eigenkapitals.
Die Eigenkapitalrendite wird durch die Teilung des Jahresgewinns eines Unternehmens durch dessen Eigenkapital berechnet. Je höher das eigesetzte Eigenkapital, desto geringer ist die Eigenkapitalrendite (bei gleichbleibendem Gewinn).
Durch die Erhöhung der Fremdkapitalquote können Unternehmen vom sogenannten Leverage-Effekt profitieren. Er bezeichnet die Hebelwirkung des Fremdkapitals auf die Eigenkapitalrendite.
Vor allem börsennotierte Gesellschaften müssen diesem Thema vor dem Hintergrund ihrer vierteljährlichen Berichterstattung große Aufmerksamkeit widmen. Analysten und Aktionäre haben in der Regel höhere Anforderungen in Bezug auf die Eigenkapitalrendite als dies bei nicht-börsennotierten Gesellschaften der Fall ist.
Maßnahmen zur Erhöhung der Eigenkapitalquote
Unternehmen können ihre EK-Quote sowohl durch Maßnahmen auf der Aktivseite als auch auf der Passivseite ihrer Bilanz verbessern. Während auf der Aktivseite Kapitalfreisetzungsmaßnehmen ergriffen werden können, stehen einem Unternehmen auf der Passivseite Maßnahmen der Außenfinanzierung (Kapitalerhöhungen) oder der Innenfinanzierung (Gewinnthesaurierungen) zur Verfügung.
Die Kapitalfreisetzung ist eine Art der Umschichtungsfinanzierung bei der kein zusätzliches Kapital geschaffen wird, sondern lediglich im Unternehmen gebundenes Vermögen in finanzielle Mittel umgewandelt wird. Die Kapitalbindung im Anlage- und Umlaufvermögen kann ein Unternehmen durch eine Vielzahl von Maßnahmen reduzieren. Zu den am häufigsten angewandten Maßnahmen zählt die Reduzierung des Forderungsbestands, beispielsweise durch die Verkürzung von Zahlungszielen oder den Verkauf von Forderungen (Factoring). Auch die Reduzierung des Vorratsbestands ist ein bei Unternehmen beliebtes Mittel der Kapitalfreisetzung. Darüber hinaus verwenden viele Unternehmen auch Leasing als probates Mittel zur Kapitalfreisetzung im Anlagevermögen.
Die einfachste Möglichkeit zur Erhöhung der Eigenkapitalquote durch Finanzierungsmaßnahmen ist die Einbehaltung (Thesaurierung) von Gewinnen. In diesem Fall werden die erwirtschafteten Gewinne nicht vom Unternehmen an seine Anteilseigner ausgeschüttet.
Als weitere Möglichkeit zur Stärkung der Eigenkapitalausstattung können Unternehmen eine Kapitalerhöhung durchführen. Dabei handelt es sich um die Ausgabe neuer Aktien durch eine Aktiengesellschaft bzw. neuer Geschäftsanteile durch eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung.
So kann man die Eigenkapitalquote interpretieren
Die Eigenkapitalquote ist die bedeutendste Kennzahl in Bezug auf die Kapitalstruktur eines Unternehmens. Sie dient nicht nur Unternehmen selbst als wichtige Grundlage für Finanzierungsentscheidungen, sondern interessiert in hohem Maße auch externe Parteien wie Banken, Ratingagenturen und Wettbewerber.
Die isolierte Betrachtung der EK-Quote eines Unternehmens hat eine relativ geringe Aussagekraft. Die Eigenkapitalquote sollte deshalb grundsätzlich immer in Kombination mit anderen Bilanzkennzahlen eingesetzt werden. Per se ist sie nicht immer ein geeigneter Indikator für die Solidität bzw. Bonität (Kreditwürdigkeit) eines Unternehmens.
Die Höhe der Eigenkapitalquote hängt vielfach von einer Reihe von Kriterien ab, wie beispielsweise der Branche, der Rechtsform und der Größe des Unternehmens.
Die durchschnittliche Höhe der EK-Quote ist häufig stark branchenabhängig. Anlagenintensive Unternehmen, wie beispielsweise Maschinenbauunternehmen und Firmen aus der Chemieindustrie, haben in der Regel eine relativ hohe Eigenkapitalquote (über 35%), während Banken und Bauunternehmen häufig eine EK-Quote im einstelligen Prozentbereich haben.
Auch zwischen der Betriebsgröße und der Eigenkapitalquote lassen sich empirische Korrelationen feststellen. So haben Großunternehmen eine tendenziell höhere Eigenkapitalquote als kleinere Unternehmen.
Nicht zuletzt spielt auch die Rechtsform eines Unternehmens eine Rolle für die Eigenkapitalquote. Personengesellschaften, die über mindestens einen voll haftenden Gesellschafter verfügen, haben im Vergleich mit Kapitalgesellschaften eine eher geringe Eigenkapitalquote.
Es existieren keine eindeutigen betriebswirtschaftlichen Grundsätze in Bezug auf die Angemessenheit der Eigenkapitalquote. In wirtschaftswissenschaftlichen Fachkreisen ist allgemein anerkannt, dass eine Obergrenze für den Verschuldungsgrad eines Unternehmens weder theoretisch begründbar noch empirisch ableitbar ist. Folglich gibt es auch keine Untergrenze für die Eigenkapitalausstattung eines Unternehmens.