Exponential Moving Average (EMA): Erklärung, Strategien & Interpretation

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Exponential Moving Average (EMA): Erklärung, Strategien & Interpretation

Der Exponential Moving Average (auf Deutsch „exponentiell gewichteter gleitender Durchschnitt“ genannt) ist einer der in der Chartanalyse am häufigsten verwendeten technischen Indikatoren. Neben dem einfachen (Simple Moving Average oder SMA) und dem gewichteten gleitenden Durchschnitt (Weighted Moving Average oder WMA) ist der exponentielle gleitende Durchschnitt eine von drei möglichen Varianten, den Durchschnittskurs eines Wertpapiers über einen bestimmten Zeitraum zu errechnen. Durchschnittskurse werden in der Finanzanalyse dazu genutzt, Kurstrends von Wertpapieren zu identifizieren und auf deren Basis Signale für den Kauf oder Verkauf abzuleiten. Sowohl Profi- als auch Amateur-Trader sollten deshalb ein Grundverständnis für die verschiedenen Durchschnittskurs-Varianten haben.

Definition des Exponential Moving Average

Im Gegensatz zum einfachen gleitenden Durchschnitt, bei dem alle verwendeten Datenpunkte gleich gewichtet werden, bekommen beim exponentiellen gleitenden Durchschnitt alle Datenpunkten eine unterschiedliche Gewichtung zugewiesen. Wie die beiden anderen gleitenden Durchschnitte kannst du auch den EMA dazu verwenden, Auf- und Abwärtstrends von Wertpapieren und Indizes darzustellen. Der EMA glättet kurzzeitige Kursfluktuationen, sodass du vorherrschende Markttrends einfacher erkennen kannst. In der Börsenpraxis kommen häufig der 12- und der 26-tägige Exponential Moving Average zum Einsatz.

Berechnung des Exponential Moving Average

Die Berechnung des exponentiellen gleitenden Durchschnitts unterscheidet sich signifikant von der Kalkulation des einfachen und des gewichteten gleitenden Durchschnitts. Während bei der einfachen und gewichteten Variante Datenpunkte im Verlauf der Berechnung wegfallen und durch aktuellere ersetzt werden, bezieht der exponentielle gleitende Durchschnitt alle bisherigen Daten mit ein. Im Unterschied zum SMA und zum WMA ist die Berechnung des EMA entsprechend komplex und kann nicht einfach mit Stift und Papier oder einem Taschenrechner durchgeführt werden. Zum Glück bieten Chartprogramme heutzutage die bequeme Möglichkeit, den EMA für alle Wertpapiere darzustellen.

Die zugegebenermaßen etwas komplexe Formel für die Berechnung des EMA lautet:

EMAheute = (Wertheute x (Soothing-Faktor / 1 + Tage)) + EMAgestern x (1 – (Soothing-Faktor / 1 + Tage))

Für die Berechnung des EMA benötigst du somit drei Faktoren: Den aktuellen Wert, den EMA der Vorperiode und den sogenannten Soothing-Faktor.

Während der aktuelle Wert und der EMA der Vorperiode selbsterklärend sind, bedarf der Soothing-Faktor einer kurzen Erläuterung. Mit diesem Faktor steuerst du die Gewichtung der Datenzeitpunkte. Konkret gesagt bedeutet ein höherer Soothing-Faktor, dass die jüngsten Datenpunkte mehr Einfluss auf den exponentiellen gleitenden Durchschnitt bekommen. Ist der Soothing-Faktor hingegen niedrig, bekommen ältere Datenpunkte mehr Einfluss auf das Resultat. In der Praxis wird sehr häufig ein Wert von 2 für den Faktor angenommen.

Wie du wahrscheinlich schon festgestellt hast, erfordert die Berechnung des EMA einen Datenpunkt mehr als die des SMA. Angenommen, du möchtest 20 Tage als Grundlage für deine EMA-Kalkulation verwenden. Dann musst du bis zum 20. Tag warten, um den ersten EMA-Wert zu erhalten. Am 21. Tag kannst du dann den EMA vom Vortag als Grundlage für die Berechnung des neuen EMA verwenden.

Interpretation des Exponential Moving Average

Die Interpretation des exponentiellen gleitenden Durchschnitts ist der des einfachen und des gewichteten gleitenden Durchschnitts recht ähnlich. Mit dem EMA lassen sich ebenso Trendrichtungen bestimmen sowie Handelssignale für den Kauf oder Verkauf von Wertpapieren generieren. Liegt der Kurs oberhalb eines steigenden EMA, befindet sich der Markt bzw. das Wertpapier in einem Aufwärtstrend. Bewegt sich der Kurs hingegen unterhalb eines fallenden EMA, ist ein Abwärtstrend gegeben.

Kreuzungspunkte des Kurses und des EMA lösen potentielle Kauf- und Verkaufssignale aus. Wenn der Kurs eines Wertpapiers unter den EMA fällt, kannst du das als Verkaufssignal interpretieren. Wenn der Kurs jedoch über den EMA steigt, ist dies ein Signal zum Kauf eines Wertpapiers.

Zudem können dir gleitende Durchschnitte Unterstützungs- und Widerstandsbereiche anzeigen. Ein steigender EMA tendiert dazu, eine Kursbewegung zu unterstützen, während ein fallender EMA dazu neigt, der Kursbewegung Widerstand zu leisten. Diese Beobachtungen verstärken die Interpretation, zu kaufen, wenn der Kurs in der Nähe eines steigenden EMA ist, bzw. zu verkaufen, wenn der Kurs in der Nähe eines fallenden EMA ist.

Strategien des Exponential Moving Average

Wie die beiden anderen gleitenden Durchschnitte ist auch das EMA ein sogenannter Trendfolgeindikator. Das bedeutet, dass er Kurstrends immer hinterherläuft. In der täglichen Handelspraxis an der Börse äußert sich das dadurch, dass die durch den EMA generierten Handelssignale mit einem gewissen zeitlichen Verzug eintreten. Abhängig von dem dem EMA zugrunde gelegten Zeitraum kann ein Aufwärts- oder Abwärtstrend bereits in vollem Gange sein, bevor der EMA ein Signal zum Kauf oder Verkauf generiert.

Generell sind gleitende Durchschnitte, einschließlich des EMA, nicht dazu geeignet, einen Kauf bzw. Verkauf exakt am unteren bzw. oberen Schnittpunkt von Kurs und EMA zu signalisieren. Der EMA als Variante eines gleitenden Durchschnitts bestätigt vielmehr, dass dein Handel in der allgemeinen Richtung eines Aufwärts- oder Abwärtstrends liegt. Berücksichtige jedoch immer, dass der EMA ein zeitlich verzögertes Handelssignal auslöst. In der Praxis kann das dazu führen, dass du Wertpapiere in einer Aufwärtsbewegung zu spät kaufst und in einer Abwärtsbewegung zu spät verkaufst.

Unterschied zwischen dem Exponential Moving Average (EMA) und dem Single Moving Average (SMA)

Wie bereits einleitend erwähnt, liegt der Unterschied zwischen dem exponentiellen und dem einfachen gleitenden Durchschnitt darin, dass beim EMA im Gegensatz zum SMA die einzelnen Datenpunkte andere Gewichtungen bekommen. Das führt in der Praxis dazu, dass der EMA generell empfindlicher auf Kursbewegungen reagiert als der SMA. Der EMA hat folglich eine kürzere Verzögerung auf Trendbewegungen als der SMA, weshalb du mit dem EMA Trends grundsätzlich früher erkennen kannst als mit dem SMA. Auf der anderen Seite liefert der EMA im Regelfall mehr Ausschläge als der SMA und generiert somit mehr Handelssignale.

Fazit zum Exponential Moving Average

Der Exponential Moving Average ist einer der in der Börsenpraxis bedeutendsten technischen Indikatoren und am weitverbreitetsten Trading-Signale. Handelsprogramme ermöglichen eine bequeme Darstellung des EMA für alle Arten von Wertpapieren. In der Praxis solltest du die durch den Exponential Moving Average generierten Handelssignale jedoch mit Vorsicht genießen. Als Trader muss dir jederzeit bewusst sein, dass der EMA ein Trendfolgeindikator ist, dessen Handelssignale möglicherweise zu spät kommen.