Ratingagentur

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Eine Ratingagentur (auch Kreditauskunft oder Kreditrating-Agentur genannt) ist eine Institution, welche die Bonität von Unternehmen, Staaten und anderen Wirtschaftssubjekten bewertet. Sie analysieren die ökonomische Macht dieser Subjekte und ihre Bonität, um Kapitalmärkten zu helfen, verlässliche Finanzentscheidungen zu treffen.

Ratingagenturen dienen als unabhängige Dritte, die Bonitätsratings basierend auf öffentlich zugänglichen und internen Daten erstellen und aktualisieren. Die Ratings geben dem Wertpapiermarkt ein ungefähres Maß an Risiko an, das mit der Investition verknüpft ist. Die Angaben einer Ratingagentur sollen keine Handlungsempfehlungen aussprechen, sondern lediglich eine Meinung über die Bonität zum Ausdruck bringen.

Vorgehen

Der Ratingprozess kann auf Veranlassung des Emittenten oder unabhängig von seiner Zustimmung geschehen. Ersteres ist jedoch die Regel, weil bereits die Verweigerung der Zusammenarbeit mit der Ratingagentur eine schlechtere Bewertung nach sich ziehen kann. Der Emittent stellt der Ratingagentur die relevanten Informationen zur Verfügung, und die Agentur setzt ein Team zur Analyse ein.

Dieses Analyseteam führt Gespräche mit der Führungsebene des Emittenten und wertet die Daten aus. Auf Grundlage der gewonnenen Informationen erstellt es einen Bericht, der von einer Ratingkommission überprüft wird. Diese legt dann den Ratingwert fest. Das Ergebnis wird dem Emittenten mitgeteilt, der die Gelegenheit erhält, Daten nachzuliefern, die das Ergebnis gegebenenfalls korrigieren können. Das Ergebnis wird dann veröffentlicht und regelmäßig aktualisiert.

Bedeutung

Ratingagenturen spielen eine wichtige Rolle bei der Steuerung der Finanzmärkte. Sie stellen ein unabhängiges Finanzmarktforschungstool dar, mit dem sie versuchen, Unternehmen und Staaten hinsichtlich des Kreditrisikos, des Haftungsrisikos, der Liquidität und vielem mehr zu bewerten. Durch die Bewertung erhalten die Investoren Zugang zu wichtigen Informationen, was ihnen hilft, bessere Investmententscheidungen zu treffen. Ratingagenturen liefern auch Unternehmen und Regierungen vertrauenswürdige und valide Informationen über ihr Kreditprofil in Form von Ratings und Forschungsberichten. Dadurch haben sie einen maßgeblichen Einfluss auf den Wertpapiermarkt.

Probleme

Genau wegen ihrer Bedeutung für den Wertpapiermarkt stehen die Ratingagenturen auch in der Kritik, was vor allem in der Finanzkrise von 2008 deutlich wurde. Ein Problem wurde damals vor allem in der oligopolischen Struktur der Ratingbranche gesehen, weil der Markt von drei großen Ratingagenturen dominiert wird. Ein weiteres Problem ist, dass die Ratingagentur als neutrale Instanz auftritt, gleichzeitig aber Profit erwirtschaften muss. Weil sie meist von den Emittenten bezahlt wird, sind Interessenkonflikte schwer vermeidbar. Zuletzt entsteht ein Problem dadurch, dass die Ratingagentur für eine fehlerhafte Analyse und deren Folgen nicht verantwortlich gemacht werden kann.